24. Oktober 2017

Wie der Wind und das Meer - Lilli Beck


Autorin: Lilli Beck | Titel: Wie der Wind und das Meer | Roman | blanvalet | ISBN 978-3-764505776 | 18. September 2017 | Gebunden mit Schutzumschlag | 500 Seiten

"Halte dein Gesicht in den Regen, jeder Tropfen ist ein Kuss von mir. Lass dein Haar im Wind flattern, es sind meine Hände, die es streicheln [...]. Höre den Amseln zu, wenn sie ihr Abendlied singen, sie erzählen von meiner Liebe zu dir." S.466

Es ist eine schreckliche Nacht im Jahr 1945. Ein verheerender Fliegerangriff folgt dem nächsten und München gleicht zu großen Teilen nur noch einer Trümmerlandschaft. Gerade eben wurde die Familie des 11-jährigen Pauls getroffen und der kleine Junge irrt nur mit einem Koffer und dem Kochtopf seiner Tante durch München. Da entdeckt er in den Trümmern ein Mädchen. Ebenfalls völlig alleine sucht sie verzweifelt nach den Eltern. Sie sieht Pauls Schwester Rosalie zum verwechseln ähnlich und so beschließen die beiden, sich als Geschwister auszugeben, um nicht getrennt zu werden. Ihr Plan geht auf und die beiden werden von dem liebevollen Ehepaar Hummel adoptiert. Doch weder Paul noch Rosalie haben damit gerechnet, dass sie sich als Teenager ineinader verlieben würden. Ihre Notlüge wird zu ihrer größten Qual. Und um sich tatsächlich lieben zu dürfen, müssten Paul und Rosalie sich verstecken. Beide versuchen ihr eigenes Leben zu führen, doch über Jahrzehnte hinweg flammt ihre Liebe immer wieder erneut auf.

Es tut mir immer wieder im Herzen weh, wenn ich über einenn Roman schreiben muss, dass ich ihn -natürlich meinem persönlichen Geschmack nach- ganz und gar nicht gelungen finde. Immerhin steht hinter jedem Buch ein Schriftsteller, der sein Herzblut in sein Projekt gesteckt hat. Doch leider ist Wie der Wind und das Meer (Wow! Was für ein Titel!) für mich eines dieser Bücher.

Eine große und tragische Liebe, die trotz all des Schmerzes über Jahrzehnte hinweg immer wieder aufflammt. Und vor allem verboten ist. Dazu die Tragödie dieses furchtbaren 2. Weltkrieges und all den Konsequenzen. Das ist für mich der Stoff, aus dem Geschichten gemacht sind, die zu Tränen rühren. Doch leider vermochten es Paul und Rosalie nicht, dass ich mit ihnen zu fühlen begann, wo ihre Geschichte doch so tragisch und schmerzhaft ist. Interessante Figuren sind für mich meist noch wichtiger als die Handlung selbst, doch die beiden blieben mir leider bis zur letzten Seite gleichgültig.

Vielleicht liegt es auch an den künstlich erzeugten Konflikten. Nicht nur der Scheininzest, sondern auch der Abriss der deutschen Geschichte vom Ende des 2. Weltkrieges über den Wiederaufbau Deutschlands bis zum Wirtschaftswunder und dem Mauerbau bietet genug Potential für allerhand Missverständnisse und Hindernisse. Schade ist, dass dies nicht ausgeschöpft wird und ich die Handlungen von Paul und Rosalie immer schwerer nachvollziehen konnte. Auch hätte ich mir von der geschichtlichen Perspektive her mehr Tiefgang gewünscht, da hier doch so viel geboten wird.

In Kürze:
Ein Roman mit einer Geschichte, die wegen ihrer bittersüßen Tragik wahnsinnig viel Potential hat. Doch leider fehlten mir die Emotionen und Wie der Wind und das Meer kratzte für mich beim Lesen nur an der Oberfläche. Vielleicht werde ich bei der nächsten guten Idee mitgerissen?

Ein herzliches Dankeschön an blanvalet für das Leseexemplar von Lilli Becks Wie der Wind und das Meer.

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